Gefühle fühlen Shiatsu

Warum es wichtig ist, Gefühle zu fühlen

Wir schaffen uns immer mehr Werkzeuge, die uns helfen, unsere Gefühle zu vermeiden und uns von ihnen abzulenken. Mit fatalen Folgen für unsere körperliche und geistige Gesundheit.

Der Körper drückt aus, was wir nicht spüren wollen

Wenn ich nach einem langen Tag müde bin und mir der Kopf schwirrt, spiele ich gern ein paar möglichst hirnlose Computerspiele um „runterzukommen“.
Das ist natürlich Quatsch. Denn es entspannt mich nur scheinbar. Mein Nervensystem bleibt dabei hochaktiv. Allerdings helfen mir die bunten Bilder, unangenehme Gefühle zu verdrängen und gaukeln mir Spaß vor. 

Vielleicht greifst du auch oft zum Smartphone, um dich abzulenken.

Oder du brauchst ganz dringend ein Bier, einen Spritzer oder eine Zigarette, um dich erst mal zu beruhigen.

All das hält uns davon ab, im Moment zu sein und uns selbst zu spüren.

Wie wir Emotionen vermeiden

Die meisten von uns haben nie wirklich gelernt, wie man fühlt. Dafür schaffen wir uns immer mehr Werkzeuge, die uns helfen, unsere Gefühle zu vermeiden und uns von ihnen abzulenken. Traurig? Schnell eine Tafel Schokolade verputzen! Wütend? Ein paar Zombies im Ballerspiel erschießen!

Unser Nervensystem speichert Emotionen

Aber Emotionen, die nicht gefühlt werden, verschwinden nicht einfach. Wir speichern sie in unserem im Nervensystem. Nach und nach drücken sie sich dann über unseren Körper aus. In Form von Schmerzen, Ängsten, Erschöpfung und chronischen Krankheiten.

Unterdrückte Gefühle beeinflussen unser Verhalten, unsere Gesundheit und unsere Beziehungen. Sie aktivieren das Angstzentrum im Gehirn und versetzen den Körper in einen chronischen Alarmzustand. Kommen wir nicht mehr zur Ruhe, werden wir reizbar, krank und immer erschöpfter.

Unser Körper drückt aus, was wir nicht fühlen wollen

Wenn wir vermeiden, unsere Emotionen zu fühlen, kommen sie über die körperliche Hintertüre wieder und zeigen sich im Nervensystem. Das verursacht neben unerklärlichen Schmerzen, Entzündungen und Autoimmunreaktionen auch psychische Ausdrucksformen, wie Angststörungen, Zwänge und Depressionen. Auf diese Weise beginnt das, was wir nicht fühlen wollen, uns zu kontrollieren. Und es kostet uns nach und nach unsere Resilienz, unsere Empathie und unsere Klarheit.

Was du tun kannst

Viele von uns haben gelernt, dass Wut oder Traurigkeit oder Überforderung schlecht sind. Unsere Reaktion ist, dass wir diese Gefühle „weg haben“ wollen. Das funktioniert nicht.
Wenn du wieder zurück zu dir selbst finden willst, darfst du deine Emotionen kennenlernen. Wenn wir bereit sind, unsere Gefühle bewusst wahrzunehmen, verlieren sie ihre Macht. Wenn du beginnst, in dich hineinzuspüren und wahrzunehmen, was gerade in deinem Körper vor sich geht, beginnst du, dein Nervensystem zu regulieren. Das stimuliert den großen Vagusnerv, der vom Bauch über alle wichtigen Organe und Sinne bis ins Gehirn führt und dämpft die Aktivität in deinem Angstzentrum, dem limbischen System. Dabei lernt dein Körper, Emotionen zu halten und sich gleichzeitig sicher zu fühlen. Und nur, wenn dein Körper sich sicher fühlt, ist dein Nervensystem ruhig genug, um Zeit für Heilung zu haben. Der erste Schritt dazu ist die folgende Übung.

Übung

Wie bei jeder Übung gilt, mach dabei nichts, was du nicht machen möchtest. Es kann sein, dass bei Übungen Gefühle in dir hochsteigen oder auch, dass dir warm oder kalt wird oder es irgendwo kribbelt. In jedem Fall kannst du selbst entscheiden, ob du weiter mitmachen oder die Übungen beenden möchtest. Es ist auch ok, jederzeit eine Pause einzulegen. Bitte nimm dir immer so viel Zeit wie du brauchst und wie sich für dich gut anfühlt. Bereit?

Mach es dir an einem sicheren Ort, an dem du nicht gestört wirst, im Sitzen bequem. Spür deine Sitzknochen auf der Unterlage und den Bereich, wo sich dein Rücken anlehnt. Nimm einen tiefen Atemzug und lass den Atem durch deinen Mund ausströmen.

Und dann lass deinen inneren Blick in deinen Körper wandern. Spür hinein, wie du gerade dasitzt. Wie fühlt sich das an? Spüren sich beide Körperhälften links und rechts gleich an? Versuche das nicht zu bewerten, nimm einfach nur wahr. Gehe mit deinem inneren Blick nun in deinen Rumpf. In deinen Brustbereich, in deinen Bauch, deinen Halsbereich. Spüre, ob es dich irgendwo hinzieht, ob es sich irgendwo „komisch“ anfühlt, ob sich etwas zeigt. Wenn du etwas entdeckst, nimm es einfach wahr, ohne es verändern zu wollen. Bleibe bei diesem Körpergefühl, ohne es zu bewerten. Wenn du magst, kannst du es freundlich begrüßen. Schau dir dieses Gefühl bewusst an. Vielleicht hat es eine Farbe, vielleicht eine Form. Beobachte es eine Weile, ohne etwas zu wollen. Dann verabschiede dich von dieser Körperemotion und komm wieder im Hier und Jetzt an. Nimm nun wahr, was sich in deinem Körper verändert hat.

 

Wenn du dir mehr Unterstützung wünschst, kannst du auch gern zum traumasensiblen Shiatsu in meine Praxis kommen. Dabei erforschen wir Gefühle im Körper, stärken deine Verbindung zu dir selbst und lassen Veränderung in deinem Tempo geschehen.

Schau dir auch meine anderen traumasensiblen Übungen im kostenlosen Workbook (www.spuer-dich.at/workbook) an oder empfehle es einer Freundin, wenn sie das brauchen könnte. Schreib mir gerne, wenn du Fragen hast.

Ich wünsche dir viel Spaß beim Ausprobieren und viel Selbstmitgefühl für deinen innere Erforschung! 

In diesem Beitrag hast du erfahren:

  • Warum es wichtig ist, Gefühle zu fühlen.
  • Dass unterdrückte Gefühle körperliche Probleme verursachen.
  • Was chronische Krankheiten mit Gefühlen zu tun haben.
  • Wie Selbstregulation zu mehr Sicherheit und Resilienz führen kann.

 
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