Erstarrung

Wenn Gefühle Angst machen

Bei chronischer Erstarrung sind Gefühle oft dumpf oder beängstigend. Fehlende Co-Reglation in unserer Kindheit drückt sich als Freeze-Muster im Nervensystem aus.

Warum uns innere Anspannung nicht nur krank sondern auch einsam macht

Ich erzähle dir heute, was dahinter stecken kann, wenn du dein Leben immer streng durchorganisieren musst, um dich wohlzufühlen und dich kurzfristige Planänderungen leicht aus der Bahn werfen. Wenn wir Sicherheit in starren Strukturen suchen, dann macht uns das gleichzeitig immer auch unflexibel. Es fehlt uns die Leichtigkeit im Handeln, und oft fällt es uns auch schwer, Emotionen flexibel zu erleben.

Vielleicht kennst du Menschen, die sich nicht so richtig freuen können, oder es geht dir selbst so, dass du dich oft emotional taub fühlst. Wenn andere ausgelassen und fröhlich sind, empfindest du vielleicht eher so etwas wie Ernst oder matte Traurigkeit, nicht dazuzugehören. Manchmal ist es auch schwierig, sich auf die Gefühle anderer einzulassen und wir fühlen uns im Inneren wie verschlossen. All das können Symptome einer chronischen Erstarrungsreaktion sein.

Chronische Erstarrung – Freeze

Starre oder auch Freeze ist gehaltene, fixierte, eingefrorene Energie, mobilisierte Überlebensenergie und hohe Spannung im System. Man fühlt sich oft, als würde man feststecken. Gefühle sind oft dumpf und kaum wahrnehmbar. Wenn intensive Gefühle hochkommen, fällt es uns schwer, sie zuzulassen. Dadurch entsteht im Inneren große Spannung, die sich nicht entladen kann.  Langfristig gerät oft der Körper aus dem Gleichgewicht und drückt das, in z.B. Muskelverspannungen, Autoimmunerkrankungen, Asthma, Migräne oder chronischen Darmerkrankungen aus. Auch unser Kopf leidet. Wir können uns schlecht konzentrieren und fühlen uns auch in unserem Denken unkreativ und festgefahren.

Wie chronische Erstarrung entsteht

Freeze, oder Erstarrung, ist einer der natürlichen Zustände unseres vegetativen Nervensystems (neben Fight und Flight und Fawn). Wenn wir in einer Gefahrensituation weder fliehen noch kämpfen können, geraten wir in eine Starre und halten eine großen Menge mobilisierter Energie im Inneren. Kann sich diese Energie in weiterer Folge in Flucht oder Kampf entladen, gelangen wir automatisch wieder in einen entspannten Zustand zurück. Wenn das nicht möglich ist, wird die Erstarrung chronisch.

Chronische Erstarrung entwickelt sich schon früh in unserer Kindheit.

Optimalerweise fühlen wir uns in unserer Kindheit sicher, geborgen und willkommen mit allen unseren Emotionen und unserem Verhalten. Wir haben Bezugspersonen zur Co-Regulation, die uns beibringen, mit unseren Gefühlen und Emotionen umzugehen (auch mit den „negativen“). Damit lehren sie uns, uns selbst zu regulieren.

Wenn wir als Kinder jedoch früh vermittelt bekommen, dass wir mit unseren Gefühlen, unseren Körperempfindungen, unserem Wesen nicht ok sind, dann erzeugt das in unserem Nervensystem großen Stress. Ohne Co-Regulation lernen wir, unsere eigenen Empfindungen, Impulse und Emotionen lieber zu unterdrücken. So lernt unser Nervensystem, dieses Muster bei Stress automatisch zu aktivieren und schaltet Emotionen und Impulse vorsorglich ab. Gefühle von außen und von innen erscheinen uns dann als bedrohlich.

 

Was du tun kannst

  • Traumasensibles Shiatsu für Co-Regulation

Hinter der Freeze-Empfindung liegt oft ein ganzes Spektrum an Emotionen. Wenn wir beginnen, uns zu öffnen, dürfen wir lernen, dieses Spektrum an Emotionen zu spüren und zu halten. Im traumasensiblen Shiatsu machen wir uns dazu auf die Suche nach Emotionen im Körper. Wo fühlst du die Erstarrung gerade? Drückt sie auf die Brust oder zieht sich dein Bauch zusammen?
Wir schauen hin und beobachten, ohne etwas zu wollen. Lassen zu, dass sich zeigt, was unter der Anspannung liegt. Die Wahrnehmung von Körperemotionen verlangt oft etwas Übung, aber wenn es gelingt, lässt sie uns spüren, dass es hier und jetzt und heute sicher ist, zu fühlen. Durch die achtsame Begleitung machen die Klientinnen eine korrigierende Erfahrung, das Nervensystem lernt, und es entsteht Co-Regulation.

 

  • Glaubenssätze erkennen „Wenn ich Gefühle zeige, mache ich mich lächerlich“, „Wenn ich wütend werde, bin ich kein netter Mensch“, „Wenn ich traurig bin, verlassen mich alle“.
  • Sicherheit im Außen schaffen. Wie sicher fühlst du dich in deiner Wohnsituation, deiner Beziehung, deinen Freundschaften, deinem Job? Kannst du hier etwas verändern?

 

In diesem Blogbeitrag hast du erfahren:

  • Woran man chronische Zustände der Erstarrung erkennen kann.
  • Dass Erstarren eine automatische Reaktion deines Nervensystems ist.
  • Dass chronische Zustände der Erstarrung in deiner Kindheit entstehen.
  • Welche wichtige Rolle Co-Regulation dabei spielt.

 

Ich wünsche dir viel Spaß beim Ausprobieren und viel Selbstmitgefühl für deinen nächsten Begegnungen und freue mich, wenn wir uns über den Sommer in meiner Praxis begegnen oder du mich an Freunde und Bekannte weiterempfiehls.