Versteckter Mangel durch Bindungstrauma
Hast du insgeheim oft das Gefühl, zu wenig zu bekommen? Zu wenig Zuneigung, zu wenig Anerkennung? Oder zerrinnt dir das Geld zwischen den Fingern? Dann lohnt es sich, einen Blick auf dein Thema mit dem ständigen „Mangel“ zu werfen.
Mangel muss sich nicht nur auf deinem Konto ausdrücken. Es kann auch sein, dass du dich ständig zurücknimmst und klein machst. Du möchtest nicht auffallen, niemandem zur Last fallen. Und das Schlimmste: Du merkst es selbst vielleicht nicht mal bewusst. Für dich ist das ganz normal, bescheiden zu sein, vernünftig zu sein, pflichtbewusst zu sein. Das ist aber nicht so, weil du „halt so bist“.
Deine Kindheitserfahrung prägt das Nervensystem
Das Mangelbewusstsein wurde in deiner Kindheit in dein Nervensystem geprägt. Und nun sagt dir dein Nervensystem auf einer ganz körperlichen Ebene (und mit allen Sinnen): Bleib klein, so bist du sicher.
Mangel ist also keine bewusste Entscheidung. Er ist ist eine Begleiterscheinung von Trauma.
Und deshalb fühlt sich der Mangel auch so vertraut an. Im Gegensatz zur Fülle. Die wir zwar ersehnen. Die sich aber oft fremd anfühlt. „Das ist ja eigentlich nichts für mich.“
Wer früh lernt, sich auf die Bedürfnisse anderer auszurichten, um Bindung zu sichern, lebt meist im Ungleichgewicht zwischen Geben und Nehmen. Daraus entsteht ein Mangelbewusstsein, das sich irgendwann normal anfühlst.
Immer für alle anderen da sein
Wenn du als Kind Sicherheit durch Anpassen erlebt hast, wirst du oft zu einem Erwachsenen, der nur gibt, gibt, gibt. Du bist „der/die Gute, die immer hilft, wenn Not am Mann ist“, „die/den man auch in der Nacht anrufen kann, wenn der Hut brennt“, „die/der die eigentlich nur noch erschöpft ist und wenig zurückbekommt“, der/die längst überlastet ist und ‚NEIN‘ sagen sollte“.
Aber du redest es klein und sagst dir: „Das hätte jeder andere auch gemacht“. Du kennst deinen Wert nicht und redest deine Leistung klein. Mit Komplimenten tust du dir richtig schwer.
Außerdem leistest du gern unentgeltliche Freundschaftsdienste oder lässt dich im beruflichen Umfeld mit einem Hungerlohn abspeisen, obwohl du als Experte engagiert wurdest und wertvolle Arbeit leistest. Vielleicht sagst du dann: „Ah, das macht mir Freude, das ist ja gar keine Arbeit“. Obwohl du insgeheim schon gehofft hättest, dass du anständig bezahlt und wertgeschätzt wirst.
Lieber nicht „zu viel“ sein
Vielleicht fühlst du dich auch manchmal zu viel. Du willst anderen keine Umstände machen, du willst sie nicht stören mit deiner Anwesenheit oder deinen Befindlichkeiten und Wünschen. Oft bleibst du dann mit deinem eigenen Schmerz allein und sehnst dich nach einem offenen Ohr und einer Schulter zum Ausweinen. Wenn du dann doch mal etwas für dich einforderst, fühlst du tiefe Scham.
Wenn du dich hier wiedererkennst, dann trägst du die Folgen alter schmerzvoller Erfahrungen aus deiner Kindheit. Bei dieser Form von Bindungstrauma hat dein Nervensystem gelernt: „Wenn ich mich klein mache und nicht auffalle, bin ich sicher“. Deshalb fühlt sich der Mangel für dich und dein System zwar nicht gut an, aber immer noch sicherer als Fülle.
Übung Gefühl beobachten und Summen
Wenn du dich wieder einmal übergangen und verletzt fühlst, nimm dir einen Moment Zeit und such dir eine ruhige Umgebung. Setze oder lege dich bequem hin und nimm wahr, wo dein Körper die Unterlage berührt. Nimm einen tiefen Atemzug und lass die Luft durch den Mund ausströmen. Und dann richte deinen Blick in deinen Körper und spüre, wo im Körper du das Verletztsein spüren kannst. Vielleicht zieht sich dein Herz zusammen oder es rumort in deinem Bauch. Oder dein Hals wird eng. Oder es kann sich auch ganz anderes anfühlen. Nimm das einfach mal wahr und bleibe dabei, ohne es verändern zu wollen. Vielleicht hat dein Gefühl eine Farbe oder eine Gestalt. Beobachte das einfach ein bisschen. Vielleicht merkst du, dass du seufzen oder gähnen oder dich anders hinsetzen möchtest. Mach das und bleib bei deinem Gefühl in deinem Körper.
Und dann lass aus deinem Bauch ein Summen aufsteigen, durch deine Kehle und deinen Mund in die Welt hinaus. Summe hoch oder tief, laut oder leise. Du kannst mit jedem Atemzug ein neues Summen hinausfließen lassen. Vielleicht möchtest du nur einen Ton summen oder eine Melodie, alles ist erlaubt. Summe, so lange es dir angenehm ist und dann komm zur Ruhe und spür nach. Wie geht es deinem verletzten Gefühl jetzt?
Hat dir diese Übung gut getan?
Dann gefällt dir sicher auch mein „Trauma Shorts“ Podcast auf Youtube oder Spotify.
https://www.youtube.com/@spuerdich
https://open.spotify.com/show/18VcscGQ6YAFGw7Jkt4slU?si=145e5ddf576241b2
Noch mehr traumasensible Übungen findest du im kostenlosen Workbook (www.spuer-dich.at/workbook)
Empfiehl sie auch gern einer Freundin, wenn sie das brauchen könnte. Schreib mir, wenn du Fragen hast.
Ich wünsche dir viel Spaß beim Ausprobieren und viel Selbstmitgefühl für deinen innere Erforschung!
Wenn dich das Thema „Nervensystem und Trauma „interessiert, folge mir auch gern auch auf Instagram oder Facebook:
https://www.instagram.com/spuerdich.shiatsu
https://www.facebook.com/spuerdich.shiat